AMTSBLATT (Nr. 898) Artikel zum Thema: "OB vor Ort in der Unterwiehre - Viel Engagement in der Unterwiehre" [08.11.2025]
"Martin Horn beim Bürgergespräch „OB vor Ort“ im Quartier "Westlich der Merzhauser Straße"
Viel Engagement in der Unterwiehre
Es war quasi ein Termin außer der Reihe: ein Bürgergespräch mit dem Oberbürgermeister in einem Stadtteil, der eigentlich gar keiner ist – doch dessen Bewohner*innen überaus engagiert sind und danach gefragt hatten. Und so gab es bei „OB vor Ort“ im Quartier westlich der Merzhauser Straße in der Unterwiehre denn auch jede Menge zu besprechen.
Das Interesse war riesig: Von allen Seiten strömten die Menschen an diesem stürmischen Herbstabend Richtung „Lama 97“. Benannt nach der Straße, in der es sich befindet – der Langemarckstraße –, und seiner Hausnummer, bietet das langgestreckte Haus Platz für eine Kita, für die Quartiers-, Kinder- und Jugendarbeit, für Ateliers und für die Bewohner-Initiative „Westlich der Merzhauser Straße“. In deren Veranstaltungsraum im Obergeschoss versammelten sich rund 110 Menschen jeden Alters: von Kindern und Jugendlichen bis hin zu älteren Bewohner*innen. „So voll habe ich diesen Raum noch nie gesehen“, staunte Judith Vorrath von der Bewohner-Ini bei der Begrüßung.
Schild: Langemackstraße, Admiral-Straße
„Wir waren ja mit OB vor Ort in der Wiehre“, leitete Martin Horn den Abend ein. „Aber die Unterwiehre ist ein eigener Stadtbezirk mit 7882 Einwohner*innen.“ Und, so die Aussage der beiden anwesenden Polizisten, mit vergleichsweise wenig Delikten wie Diebstählen, Ruhestörungen oder Körperverletzungen. „Bei euch ist heile Welt“, sagte Wolfgang Schmid, Jugendsachbearbeiter beim Polizeirevier Süd. „Ich betreue den Stadtteil schon sehr lange, und er war noch nie so ruhig.“
Platz und Licht für Kids
Was nicht heißt, dass es keine Sorgen und Nöte gibt. So wurde etwa die Situation der Kinder und Jugendlichen gleich mehrfach angesprochen. Zwar gibt es den Bolzplatz am Ende der Langemarckstraße – „doch die Nachbarn verscheuchen uns da immer“, sagte ein junges Mädchen im Publikum. „Vor allem in den Sommerferien würden wir da gerne länger bleiben.“ Jetzt im Herbst wiederum mangelt es an Licht. „Der Bolzplatz ist der zentrale Platz“, sagte ein Vater von zwei Kindern. „Dort lernen sich die Kids kennen. Aber jetzt ist es schon so früh dunkel – eine Beleuchtung bis um halb acht abends wäre toll.“ Auch Sitzgelegenheiten wären schön, so eine weitere Wortmeldung aus dem Publikum. Und eine Überdachung, ergänzte Andreas Vögtle von der mobilen Kinder- und Jugendarbeit im Quartier, der die Jugendlichen nach ihren Wünschen gefragt hat.
Sportliches Quartier
Auch eine Calisthenics-Anlage steht weit oben auf der Wunschliste – und das nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei der Laufgruppe im Quartier. So etwas gehe meist schneller, wenn schon etwas Kapital vorhanden sei, entgegnete OB Horn und regte eine Spendenaktion bei den Menschen und Firmen im Quartier an.
Als Treffpunkt für die Jugendlichen brachte Horn Lama 100 ins Spiel: den Platz direkt neben der Bahnlinie, schräg gegenüber von Lama 97. „Hier sehe ich einen Platz, der weit unter seinen Möglichkeiten ist“, sagte er. Die Umgestaltung könne im Rahmen eines Sonderprogramms erfolgen, für das es im Frühjahr eine Bürgerbeteiligung gebe. Denkbar wäre auch, das Gelände im Rahmen des städtischen Projekts Grünoasen in den Blick zu nehmen. Für das Programm, das für „mehr Grün, mehr Schatten und bessere Aufenthaltsqualität“ sorgen will, stelle die Stadt fünf Jahre in Folge jeweils 800.000 Euro zur Verfügung, so der OB: „Vielleicht könnten wir darüber Sitzgelegenheiten hierher bringen, und auch eine Beleuchtung wäre denkbar.“
Ratten, Müll und Verkehr
Ein dringliches, aber bekanntes Problem brachte ein Familienvater zur Sprache, der in einem Mehrfamilienhaus in der Richthofenstraße wohnt. „Wir haben da ein umzäuntes Müllhäuschen, aber immer wieder liegt Müll auch außerhalb herum, und das zieht Ratten an, so groß wie Biber. Es geht doch nicht, dass unsere Kids so aufwachsen.“
Oliver Völlschow von der Freiburger Stadtbau, der das Haus gehört, weiß um die Problematik: „Wir haben das Müllhäuschen eingezäunt, das Gebüsch rundherum gerodet, wir haben es mit Kontaktgift probiert“, sagte er. „Aber solange Müll auf der Straße liegt, haben wir keine Chance.“ Einziger Lichtblick: Das Haus wird aktuell saniert und soll im Anschluss ein Unterflursystem bekommen, sodass die Bewohner*innen ihren Müll unterirdisch entsorgen können.
„Wir wohnen seit sechs Jahren im Viertel und fühlen uns wahnsinnig wohl“, sagte ein anderer Mann aus dem Publikum. Aber Sorgen mache ihm der Fußgängerüberweg an der Kreuzung Weddigen- und Merzhauser Straße. Immer wieder komme es vor, dass die Fußgängerampeln für die beiden Fahrbahnen grün seien, die Ampel dazwischen jedoch rot, da die Straßenbahn komme. Horn versprach, das Thema mitzunehmen.
Weiteres Thema waren die Radler*innen, die trotz anderer Beschilderung nach wie vor die komplette Langemarckstraße entlangfahren – und das viel zu schnell, obwohl ein Teil von ihr Spielstraße ist und damit eigentlich Schrittgeschwindigkeit angesagt. „Könnte man das nicht noch besser beschildern, vielleicht sogar die Fahrbahn markieren“, fragte ein Anwohner. Hier regte Martin Horn einen weiteren Vor-Ort-Termin mit Mitarbeitenden des Garten- und Tiefbauamts an, um zu prüfen, was möglich ist.
Und noch viel mehr
Weitere Themen waren die „zugemüllte“ Treppe, die von der Richthofenstraße runter zur Basler Straße führt, die „dunkle und zugewachsene“ Unterführung, durch die man in die Lörracher Straße kommt – „da fühle ich mich nicht sicher“, so eine Anwohnerin –, der Wunsch nach einer Erweiterung des Anwohnerparkens, „um den Parkdruck zu verringern“, der Bahnlärm und die immer noch nach „Helden“ des Ersten Weltkriegs benannten Straßen im Quartier.
„Wir waren sehr kleinteilig unterwegs heute“, sagte Martin Horn zum Abschluss, „und das macht mir richtig Freude. Das Gespräch war konstruktiv, und ich finde es toll, dass Sie sich so gut vorbereitet haben und so engagiert sind in Ihrem Viertel.“ „Bürgergespräche sind ein entscheidender Baustein“, bedankte sich Ingo Heckwolf von der Quartiersarbeit Unterwiehre für sein Kommen. „Und sie sind ein wichtiges Signal für demokratisches Zusammenleben.“




