Interview mit Frau Reinhard, Koordination der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe der Stadt Freiburg, zum Bau der Flüchtlingsunterkunft in der Merzhauser Straße

Die Bauarbeiten an der neuen Flüchtlingsunterkunft, auf dem Schlierberg, östlich der Merzhauser Straße, gehen zügig voran. Einzugsbereit soll die Unterkunft im August 2016 sein. Herr Karl-Hans Jauss von der Freiburger Bürgerstiftung wird die Koordination des Helferkreises übernehmen. Unterstützt wird er von Herrn Peter Davison vom Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre. Auch im Quartiersrat der Unterwiehre-Süd ist die Flüchtlingsunterkunft und die bald einziehenden neuen Nachbarn bereits Thema. Doch wer zieht dort eigentlich ein und welche Funktion hat die Unterkunft genau?
Um diese und andere Fragen zu erläutern, haben wir uns für Sie mit Frau Reinhard, der Koordination der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe im Amt für Migration und Integration der Stadt Freiburg unterhalten.

Gemeinwesenarbeit: Frau Reinhard, wie sind die Flüchtlingsunterkünfte in der Merzhauser Straße aufgebaut? Gibt es verschiedene Wohnraumlösungen also sowohl für Familien als auch für Wohngemeinschaften?

Frau Reinhard: Die Anlage besteht aus Holzmodulen. Im Vergleich zu Containeranlagen ist hier viel mehr der Charakter von Wohnungen gegeben. Glücklicherweise gibt es auch mehrere Gruppenräume, so dass auch Platz für Treffen und Angebote ist.

GWA: Wie ist die Dauer des Aufenthaltes der dort einziehenden Flüchtlinge und welchen Status haben sie oder müssen sie haben um dort einziehen zu können?

Frau Reinhard: Wer dort einzieht, wird erst kurz vorher entschieden. Wenn die Zahl der neuankommenden Flüchtlinge niedrig bleibt, werden auch Menschen von den bestehenden Notunterkünften dort einziehen. Diese haben oft schon den Asylantrag gestellt oder sind möglicherweise sogar schon anerkannt. Geflüchtete, die aus den Erstaufnahmestellen zugewiesen werden, müssen den Antrag erst stellen. Allerdings wird das Verfahren durch die neueingerichtete Zweigstelle des BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) in Zukunft erheblich einfacher und schneller.
Wir gehen davon aus, dass die dort einziehenden Flüchtlinge über einen Zeitraum von ca. 2 Jahren dort wohnen bleiben werden. Spätestens dann endet die Verpflichtung, in einer Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen. Wegen des angespannten Wohnungsmarkts in Freiburg ist es allerdings für Flüchtlinge nicht einfach, eine Wohnung zu finden.

GWA: Wie sehen die nächsten Herausforderungen in der Zukunft aus? Wir denken da an die Themen: Integration in den Alltag und Wohnraumversorgung, sprich Umzüge aus der Wohnunterkunft in eigenen Wohnungen im Stadtteil?

Frau Reinhard: Integration ist das Ziel und dafür brauchen wir die Unterstützung der Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils, der Vereine, von Organisationen, Schulen und Firmen. Ein wichtiger erster Schritt ist ein Ankommen in der unmittelbaren Umgebung und ein guter Kontakt zur Nachbarschaft. Hierbei ist auch die Bürgerinitiative „Unterwiehre International“ ein wichtiger Partner, der Türen öffnen und uns bei der Gewinnung ehrenamtlich Engagierter helfen kann. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir für Ende August, Anfang September ein Ferienprogramm auf die Beine stellen können. Den Kindern hilft es beim Start in die Schule, wenn sie schon ein paar Sätze gelernt haben.
Ein wichtiges Thema ist der Erwerb der Sprache. Dafür sind nicht nur Kurse sondern eben auch Gelegenheiten wichtig, das Erlernte im Dialog mit Einheimischen zum Beispiel in offenen Kaffees, zu üben. Sport ist ein weiterer wichtiger Bereich, hier werden neue Kontakte geschlossen aber auch Spannungen abgebaut.
Die Wohnraumversorgung wird nicht kurzfristig gelöst werden. Es haben aber tatsächlich auch schon einige Bürgerinnen und Bürger Geflüchtete in ihre Wohnungen aufgenommen. Sobald Sprachkenntnisse vorhanden sind, ist die Unterstützung bei der Suche nach einer Arbeit oder zunächst einem Praktikum wichtig.

GWA: Wohin oder an wenn konkret kann man sich wenden, wenn man als Unterstützerin / Unterstützer helfen möchte? Beispielsweise als Umzugshelfer, Sprachkurse, Begleitung für Behördengänge, Kleiderspenden in der Kleiderkammer etc.?

Frau Reinhard: Das erste Helferkreistreffen der SchlieFi (Schlierberg Flüchtlingsinitiative) hat am 8. Juni 2016 stattgefunden. Hier haben sich verschiedene Gruppen gebildet: Begleitung, Sprache, offener Treff, Fahrrad, Kreativ Gestalten, Frauen, Kinder- und Hausaufgabenbetreuung. Wer Interesse hat, in einer dieser Gruppen mitzuarbeiten, kann sich bei Herrn Karl-Hans Jauss per E-Mail an: fi.schlierberg gmail.com melden.
Zurzeit wird eine Internetseite aufgebaut. Interessierte werden regelmäßig Informationen über Aktionen, Fortbildungen und Treffen per Mail erhalten. Bei der Kleiderspende macht eine Zusammenarbeit mit dem Kleiderlager in der Lörracher Straße Sinn. Die geplanten offenen Treffs sind für Interessierte eine Möglichkeit ins Gespräch mit Geflüchteten und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu kommen und dann zu entscheiden, ob und wie man sich einbringen will.

GWA: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen und allen engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Stadt Freiburg auch weiterhin viel Erfolg bei der Arbeit!